Mein Name ist Stefan, ich bin 35 Jahre alt und fast Ingenieur für Fahrzeugelektronik. Derzeit arbeite ich bei einem sehr kleinen Automobilzulieferer und bin in der Konstruktion und dem Prototypenbau beschäftigt. Ich beschäftige mich viel mit Autos, bis vor kurzem hauptsächlich Car-Hifi, Akustik, Audioprozessoren. Dazu kamen nun noch 3D-Druck und CNC fräsen.
Ich habe seit einigen Jahren einen T3, eigentlichmal ein Joker gewesen, an dem sich aber viele Vorbesitzer ausgelassen (auch im positiven Sinne) haben. Der Bulli ist ein treues Reisegefährt und hat mich, die Freundin und den Zwergdackel zuverlässig begleitet. Kleinere Pannen konnten immer sofort behoben werden. Zum Bulli kommt noch ein Seat Leon und ein Evo 9 Kombi. Eine bunte Mischung und viel zu basteln.
Mitte letzten Jahres habe ich mich dann, vielleicht auch aus ein wenig Corona-Langeweile auf die Suche nach einem 1302 gemacht. Das Ziel war ein 1302 für maximal 10.000 Euro, in einem Zustand in dem man den Wagen nicht innerhalb der nächsten Jahre restaurieren muss. In der Nähe von Augsburg wurde ich erstmal fündig, mein bester Freund und ich haben uns einen Käfer angesehen, frisch Tüv, vor 18 Jahren mal rot lackiert worden. Augenscheinlich okay, hier und da Sikaflex. Der Verkäufer ist der Besitzer einen Werkstatt, die Oldtimer restauriert. Dementsprechend war das Vertrauen relativ groß. Der Verkäufer wollte partout nicht handeln, hat das aber auch im Vorfeld kommuniziert.
Bei der Besichtigung sind uns dann einige Mängel aufgefallen, rostende Bremsleitungen, ein wackelnder Sitz (Porsche 944) und Durchrostungen unter der Rückbank. Eigentlich hätte der Wagen kein Tüv bekommen dürfen. Ansonsten recht dreckig, Raucherauto, viel Unterbodenschutz.
Das war dann der Grund, dass ich dem Verkäufer 500 euro weniger geboten habe - damit ich dann die Schweißarbeiten mache. Das wollte er grundsätzlich nicht, hat aber auch nicht verstanden, dass der Wagen den wir uns angesehen haben, nicht der Wagen ist, den er im Vorfeld beschrieben hat. Da wir uns nicht einig geworden sind, sind wir wieder durch die halbe Republik nach Hause gefahren.
Auf dem Rückweg kam dann eine Email, dass er die Reparaturen fachgerecht machen lassen würde und ich dann den Wagen haben kann für den vorherigen Preis. "Handwerkerehre" hat er es genannt. Darauf bin ich dann eingegangen und habe den Wagen gekauft.
Zuerst wurde dann erstmal mal richtig sauber gemacht. Der Wagen war wirklich peinlich dreckig, die Scheiben klebrig vom Nikotin, Politurreste überall, irgendwelche Insekteneier im Beifahrerfußraum. Ich habe einige Kleinteile getauscht, geschliffen und lackiert, damit der Wagen etwas frischer aussieht. Auch die vom Vorbesitzer schlecht eingebaute Anlage inkl. Bassrolle ist direkt raus geflogen.
Dann habe ich Halter aus Alu gefräst für die Zusatzanzeigen.
Mit der dose mattschwarz lackiert. Leider will sich das Bild für den eingebauten Zustand grade nicht finden lassen. So nach und nach kamen dann weitere Umbauideen, als erstes ein frischer Motor, Ziel: 100 PS. So habe ich dann auch beim Jürgen Linse angefragt und auch kurzum bestellt. Zusätzlich waren dann geplant: Tieferlegung, Reifen auf breiter Südrad-Stahlfelge und Umbau auf Scheibenbremse. Und natürlich alles neu machen was man in dem Zuge anfasst. Spoiler: Es war zum Schluss einfach alles, was ausgetauscht wurde.
Als es dann an die Tieferlegung ging, sind wir immer wieder auf Rostlöcher gestoßen. Entweder unter Sikaflex, Unterbodenschutz oder aber schlecht reparierte Rostprobleme. So lag auch die Vermutung nahe, dass die vom Verkäufer durchgeführte Reparatur nicht die beste ist. Also haben wir uns entschlossen "einmal alles" zu machen, also Bodengruppe und Häuschen trennen, den Rost zu entfernen, Bleche einzuschweissen und etwas Rostvorsorge zu treffen. Keine Restauration, aber eine gute Reparatur.
An sich war das Auseinandernehmen nicht besonders schwer, außer dass der Vorbesitzer es sinnvoll fand, die Wagenheberaufnahmen mit dem Häuschen zu verschweißen. Wohl, weil auch da Durchrostungen waren. Dann an Häuschen und Bodengruppe erstmal alles an Unterbodenschutz geschliffen und eine Bestandsaufnahme gemacht. Ich könnte so weiter machen, viele Stellen waren fauliger als gedacht. Und wir haben uns dann auch nicht mehr über die "Handwerkerehre" gewundert, mit der die Ecken unter der Rückbank gemacht wurden. Da wurden auf die durchgerosteten Bleche einfach das nächste Blech gebraten. An der dicksten Stelle waren es 4 Bleche.
Also, richtig beschissen gemacht und der Typ hat mich verarscht. Für jemanden der viel auf sich und seine Werkstatt hält- Armutszeugnis. Sogar den Kabelbaum haben sie beim Schweißen beschädigt.
Durchrostungen gab es desweiteren:
- ein paar kleinere Löcher am Rahmenkopf
- die hinteren Ecken unter Rückbank quasi weg
- eine Endspitze
- Warmluftkanal im Innenraum an mehreren Stellen
- Schweller von unten
- Warmluftkanal vorderer Radkasten
- beide vordere Radkäösten zur Fahrzeugmitte hin.
Gut, es ist ein altes Auto, das darf Mängel haben - sollte aber dann keinen frischen Tüv bekommen. Einiges davon hätte der Tüv finden müssen. Aber da vermutlich der Prüfer und der Werkstattbesitzer sich kennen....
Wir haben uns dann einen Zeitplan gemacht und kurz nach Weihnachten angefangen und richtig Gas gegeben. Stand heute - alles geschweißt, mit Brantho Korrux und Sika versiegelt, den Wagen und die Kotflügel mit der Pistole mit Brantho Korrux 3in1 lackiert, alle Falze mit Ovatrol behandelt und die Hohlräume ausgespritzt. Wenn der Wagen wieder zusammen ist kommt noch Mike Sanders dazu. Ich weiß, richtig wäre alles sandstrahlen und alles neu lackieren. Ich dachte auch an chemisch entlacken, aber das war mir dann doch zu teuer. Von daher ausdrücklich keine Restauration - nur eine gute Reparatur.
Im Grunde ist alles neu was angefasst wurde und ausgetauscht werden kann. Alle Dichtungen, Seilzüge, Leitungen, Dämpfer... Elektrik muss ich noch aufräumen. Letztes Wochenende haben wir die Bodengruppe und das Häuschen wieder aufeinander gesetzt und beginnen nun mit dem weiteren Zusammenbau. Morgen kommt der neue Motor von Jürgen Linse rein, der Tank wird verbaut, meine Sicherheitsschaltung für das Kraftstoffpumpenrelais muss ich noch verkabeln, Heizung und Super Competition anbauen, den externen Ölkühler anschliessen, dessen Lüfter verkabeln.... die Liste ist noch lang aber nach der ganzen Drecksarbeit macht die Arbeit mit Neuteilen deutlich mehr Spaß. Ich denke in ca. 2 Wochen kann der Wagen dann zum Lackierer um die Seitenteile bei zu lackieren.
Die Tage schreibe ich mal was zu allen Umbauten und Details zum Motor

Die gesamte "Handwerkerehre" bekommt der Verkäufer übrigens per Post wieder. Ich möchte sie nicht mehr haben.