Fahrwerksoptimierung an der Bundbolzenachse für 53er Käfer

Pendelachse, Schräglenker, Kübel höher, Käfer tiefer ...
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Jürgen N.
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Fahrwerksoptimierung an der Bundbolzenachse für 53er Käfer

Beitrag von Jürgen N. »

In 2018 hatte ich an meinem 53er Käfer die Vorderachse komplett zerlegt und einige Optimierungen vorgenommen.
- Umbau eines NOS Vorderachskörpers auf verstellbar
- 14 mm Stabi
- CSP Achsabstützungen
- Verstärkte rechte Spurstange vom Kübelwagen
- Verstärkter Lenkungsdämpfer
- 356 A Bremse
- Bundbolzen beschichtet, um Verschleiss zu reduzieren
- Bilstein Stossdämpfer

Felgen und Reifen ( radial ) blieben Serie.
Fuhr sich gut, aber ich spürte dass noch irgendetwas nicht stimmte. Da ich noch nie einen Bundbolzenkäfer besessen hatte, hatte ich keinen Vergleich zum „Standard“. Sturz der Achse gemäss VW Reparaturanleitung eingestellt, also im Stand leicht positiv. Mein Problem war, dass nach 2m Rückwärtsfahrt sich der Sturz auf negativ änderte. Da ich nach gewisser Fahrzeit immer ein Sägezahnprofil auf dem Profil der vorderen Reifen hatte war zusätzlich klar, hier ist etwas faul.
Meine Befürchtung war, dass beim Pulvers des Vorderachskörpers ( 200°C im Ofen ) die eigentlich temperaturstabilen inneren Bakelitlager der Traghebel etwas abbekommen haben. Aussen hatte der NOS Achskörper bereits Nadellager.
Nachdem ich einen sehr hilfsbereiten Käferfreund kennengelernt hatte, der das Werkzeug besitzt, um die Bakelitlager auszuspindeln konnte ich das Unterfangen angehen.
Achse wieder komplett zerlegt, Traghebel raus…erste Erkenntnis:
Lagerflächen am äusseren Traghebel haben starke Druckstellen der Nadellager, das liess Schlimmes befürchten. Federpakete ausgebaut, Traghebel wieder eingebaut und siehe da die unteren beiden Traghebel haben richtig viel Spiel. Nur am Rande: Mit eingebauten Federpaketen war das Spiel von Hand nicht wahrnehmbar, der 14mm Stabis tut seine Arbeit und somit nicht wahrnehmbar.
Beim Ausbau der inneren Bakelitlager waren die beiden des unteren Achsrohrs im Achskörper verschiebbar und konnten ohne Beschädigung rausgezogen werden. Beim Vermessen zeigte sich, dass diese 0,2mm Untermass hatten – das war möglicherweise de Grund warum der Achskörper die ganzen Jahre als NOS überlebte und bei VW nicht verbaut wurde. Der Schaden wurde möglicherweise bereits bei VW vor einem möglichen Verbau entdeckt.
To make a long story short…Eintreiben der gedrehten Lagerungen aus Lagerbronze und ausreiben in kleinen Schritten, bis die neu gekauften guten gebrauchten Traghebel mit 0,08 mm Lagerspiel leicht laufend in den Bronzelagern drehen ( Vorgabe in der VW Repanleitung 0,2-0,25 mm ). Zusätzlich habe ich an den Traghebeln die Lagerstellen mit einem hochdruckstabilen Trockengleitlack beschichten lassen. Auftrag in 2 Schichten mit dem Roboter, daher gleichmässige Schichtdicke in einer Toleranz von 0,025 – 0,03mm. Um die Lagerstellen zukünftig gut schmieren zu können, habe ich jede Lagerstelle mit einem eigenen Schmiernippel versehen, die zukünftig mit MOS2 Fett abgeschmiert werden ( besser bei Gleitreibung ).
Nach Komplettierung wurden Reifen und Felgen geändert. Porsche 356 Felgen zusammen mit Michelin XAS Formula France Reifen in sehr weicher Mischung in der Seriengrösse 155 x 15 mit asymmetrischem Profil.
Als Ergebnis kann ich sagen, der 53er fährt an der Vorderachse sehr lenkdirekt und sauber und der aufwändige Umbau hat sich auf alle Fälle gelohnt. Einziger Schwachpunkt im Fahrverhalten sind die Seriensitze, beim Durchfahren eines Kreisverkehrs muss man sich am Lenkrad festhalten…gleichzeitig aber auch meine Lebensversicherung, mit dem Käfer muss jede Art von Unfall vermieden werden…
Änderungen im Rahmen der Massnahmen im Frühjahr 2021:
- Traghebellagerung in Bronze ausgeführt
- Vorderachsabstützung von CSP auf org. VW in der Schlechwegeausführung der alten Brezel- und Ovalkäfer
- Lenkgetriebe mit massivem Alubock befestigt, um das Arbeiten des Lenkgetriebes auf dem Achsrohr zu verhindern ( analog Porsche 356 )
- Porsche 356 Felgen mit Michelin XAS FF Reifen in 155 x 15
- Fahrzeug wieder etwas höher gelegt
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Stevo_L
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Re: Fahrwerksoptimierung an der Bundbolzenachse für 53er Käf

Beitrag von Stevo_L »

top arbeit und sehr schicker wagen! würde mir auch gefallen :up:
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Eyermann
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Re: Fahrwerksoptimierung an der Bundbolzenachse für 53er Käf

Beitrag von Eyermann »

Moin Jürgen,

das mit dem Beschichten der Traghebel ist sehr interessant.
Ist diese Beschichtung eine reine Oberflächenveredelung oder kann dieses Verfahren
bis zu einem gewissen Maß auch Toleranzen in der Oberfläche ausgleichen?

Gruß Torsten
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Jürgen N.
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Re: Fahrwerksoptimierung an der Bundbolzenachse für 53er Käf

Beitrag von Jürgen N. »

Eyermann hat geschrieben:Moin Jürgen,

das mit dem Beschichten der Traghebel ist sehr interessant.
Ist diese Beschichtung eine reine Oberflächenveredelung oder kann dieses Verfahren
bis zu einem gewissen Maß auch Toleranzen in der Oberfläche ausgleichen?

Gruß Torsten
Hallo Thorsten,

das Beschichten gleicht keine Oberflächenunterschiede aus. In meinem Fall mit dem Roboter in 2 Schichten "nass" in "nass" im hochautomatisierten Automotiveprozess mit einer Gesamtschichtdicke von 25 - 30 µm mit einer Toleranz von 2µm. Die Toleranz lässt sich mit Haushaltsmitteln nicht messen.
Preislich auch nicht ganz billig.
Ich meine, dass der nicht beschichtete Traghebel in der Lagerbronze mit MOS2 Fett ebenfalls funktioniert.
Nachdem ich meine Traghebel geschrottet hatte, habe ich erst einmal festgestellt, wie schwierig es ist welche OHNE Einlaufspuren zu bekommen...deshalb wahrscheinlich Deine Frage.

Ich habe bereits überlegt, ob es nicht Sinn macht die Traghebel um 0,5mm im Durchmesser kleiner zu schleifen und dann i.V. mit Bronzelagerbüchsen als Fahrwerksupgrade umzusetzen.
Damit könnten viele verschlissenen Traghebel gerettet werden.
Ist aber alles in allem ein grosser Aufwand, vor dem die Meisten zurückschrecken werden.
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Eyermann
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Re: Fahrwerksoptimierung an der Bundbolzenachse für 53er Käf

Beitrag von Eyermann »

Genau das ist der Hintergrund.
Ich habe gerade für den T2 dutzende Tragarme hier liegen mit Einlaufspuren die zum verschrotten
(noch) zu schade sind. Ein wie auch immer gearteter Materialauftrag mit anschließender Bearbeitung wäre das Ziel.
Meine Anfragen liefen da leider mehr oder weniger ins leere bzw. waren Kostenmäßig nicht sinnvoll.
Bin da für jede Idee oder Vorschlag offen.

Gruß Torsten
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