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Sinnvollstes Vorgehen - alter 1600er?

Verfasst: Mo 21. Feb 2022, 11:01
von Krabbe
Hallo Zusammen,

Die Überschrift trifft es nicht ganz genau, deshalb hole ich erst mal etwas aus um die Situation zu erklären.

Ich habe ein 1302 Cabrio, in dem ein Austauschmotor aus Mexico seinen Dienst tut. Aufgrund der Nummer der Köpfe und des „kleinen“ Vergasers gehe ich davon aus, dass es ein 1300er ist. (Keine Motornummer eingeschlagen)
Dieser scheint aufgrund der Optik noch nicht besonders alt zu sein, ölt aber ziemlich, u. a. aus einem Ventildeckel, dessen Dichtfläche am Kopf Macken hat.
Zudem neigt er zu Fehlzündungen im Schiebebetrieb.

Nun gehört in den 1302 LS ja eigentlich auch ein 1600er rein. „Matching Numbers“ bzw. ein Motor mit zum Bj. passender Motornummer sind für mich kein Thema, aber 1600 ccm hätte ich trotzdem gerne drin. Weil er eben reingehört.

Da das Cabrio nur mal am Wochenende bei gutem Wetter genutzt wird, um damit eine Runde durch die Umgebung zu cruisen und die Jahreslaufleistung eher im 3-stelligem Bereich liegt, muss der Motor auch kein Leistungswunder sein. Er soll nur laufen und möglichst wenig ölen.
Da das Cabrio leider auch kein Schmuckstück ist (Es wurde bei den Vorbesitzern eher nur repariert und nicht restauriert), will ich auch eigentlich keinen neuen Komplettmotor für 4.000-5.000 € kaufen. Und ein wenig „selber machen“ darf es auch sein.

So habe ich mich etwas unbedarft an die Suche gemacht und einen gebrauchten 1600er erworben, den ich eigentlich nur neu abdichten und einbauen wollte. Es hieß, dass er „noch ganz gut gelaufen ist, aber ölt und mal abgedichtet werden sollte…“ und „er stammt aus einem VW Bus…

Ihr werdet es schon ahnen… :lol:

Leider habe ich erst danach die diversen Motor-Überholungs-Threads gelesen…. Selbst Schuld.

Das Teil also erst mal angefangen zu zerlegen und eine erste Bestandsaufnahme gemacht:
Die Köpfe haben Risse, beim einen sieht es noch nicht ganz so schlimm aus, der andere …? Ich habe nun erst mal Nußschalengranulat bestellt, um die Köpfe zu strahlen und mir das Drama dann genauer anzusehen.

Die Zylinderwände haben statt Kreuzschliff eine hochglanzpolierte Oberfläche mit ein paar leichten Spuren in Hubrichtung, das Bild der Kolben und Brennräume lässt für mich vermuten, dass die Kolbenringe auch nicht mehr 100 %ig dicht sind.

Das Axialspiel der Kurbelwelle habe ich noch nicht mit der Messuhr gemessen (die muss ich noch kaufen), es fühlt sich aber noch einigermaßen gut an. Aber mir ist klar, dass die Lager und die Lagergasse bei dem Zustand des Motors eigentlich nicht mehr in der Toleranz sein können und bei einem vernünftigen Motoraufbau auf jeden Fall neu gemacht werden müssten.


Und nun kommt die große Frage nach dem weiteren Vorgehen.

Ganz klar: Wenn ich an dem 1600er länger Freude haben will, dann gehört er gespalten, zum Motorüberholer, die Lagergassen gespindelt etc. und neu aufgebaut.

Nun habe ich aber noch den 1300er, der vermutlich in deutlich besserem Zustand ist.

Daher meine Überlegung den 1600er jetzt erst mal nur „notdürftig“ einbaufertig zu machen und für die Saison einzubauen, damit ich das Cabrio weiter fahren kann und dann den 1300er Mexico-Motor zu zerlegen und auf 1600 ccm umzubauen.

Dazu wäre dann die „Schnell und ganz Schmutzig“-Methode, dass ich den 1600er nur eine Satz neue Dichtungen und Stößelschutzrohre verpasse und ihn so wie er ist wieder zusammenbaue. Schließlich ist er ja noch gelaufen und sollte die maximal 1.000 km der nächsten Saison wohl noch halten. Was dann danach damit passiert steht noch in den Sternen.

„Schnell und Schmutzig“ wäre zumindest Kolben und Zylinder zu tauschen und einen „Billig-Komplettsatz“ für 180 € zu holen. Vermutlich auf jeden Fall besser als der Status Quo.

Oder evtl. gleich einen kompletten „Billigsatz“ mit Kolben, Zylindern und Köpfen.
Wobei ich dann eigentlich schon wieder so viel Geld in die Hand nehme, dass ich eigentlich gleich eine komplette Überholung in Angriff nehmen kann und den Motor vernünftig neu aufbauen kann.

Den 1300er Mexico-Motor könnte ich dann ins Regal stellen und ihn statt 1200er in den 84er-Mexico-Bausatz einbauen, der sich nebenbei auch noch in der Restauration befindet.


Was würdet Ihr an meiner Stelle machen?

Und wenn Ihr der Meinung seid, dass die sinnvollste Vorgehensweise gleich die Komplettüberholung des 1600ers wäre, was sollte alles beim Motorinstandsetzer in Auftrag gegeben werden, wenn man selber zwar gerne möglichst viel selber machen will, aber noch nie einen Motor aufgebaut hat und auch keine Spezialwerkzeuge hat? (Dafür aber ansonsten solide Schrauberkenntnisse und diverse Reparaturhandbücher und die Bereitschaft auch ein paar (günstige) Werkzeuge anzuschaffen.

Und gibt es einen Instandsetzer hier im Rhein-Main-Gebiet, den ihr empfehlen könnt, wo ich direkt hinfahren kann um „am Objekt“ durchzusprechen, was gemacht werden soll, oder macht es mehr Sinn den gespaltenen Block irgendwo hin zu schicken, um vernünftige Arbeit zu bekommen. Und wenn, dann wohin?

So, sorry, für den vielen Text, ich hoffe ihr habt durchgehalten und könnt meine Gedanken einigermaßen nachvollziehen und mir einen oder zwei gute Tipps geben.

Re: Sinnvollstes Vorgehen - alter 1600er?

Verfasst: Mo 21. Feb 2022, 12:15
von Baumschubsa
Ich würde den Motor der jetzt drin ist erst mal lassen. Ventildeckel bekommt man schon wieder dicht.
Fehlzündungen sind meist Einstellungsprobleme. Ventilspiel, Zündung und Vergaser. Da sollte erst mal alles auf einen guten Stand gebracht werden.

Bei dem 1600er bleibt wohl nur die Überholung mit vielen Neuteilen.
Gut ist immer, wenn die originale Verblechung noch komplett ist.
So einen Motor selber neu aufzubauen ist kein Hexenwerk. Bearbeitung von Motorgehäuse, .... muss natürlich gemacht werden.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir aber sagen, dass es nicht bei einem "einfachen" 1600er bleiben wird.....;)

Gruß
Christoph

Re: Sinnvollstes Vorgehen - alter 1600er?

Verfasst: Mo 21. Feb 2022, 12:39
von Krabbe
Der 1300er ist vermutlich nicht nur an den Ventildeckeln undicht. Und einen ersten Abdichtungsversuch hatte ich schon erfolglos vorgenommen.

Ventilspiel und Zündung hatte ich auch schon eingestellt, Verteilerfinger- und Kappe erneuert, …
Ich vermute, dass da irgendwo Nebenluft im Spiel ist oder sonst etwas.

Der Motor sollte wohl auf jeden Fall mal raus.
Und da ich kein Freund davon bin ein Fahrzeug ohne laufenden Motor rumstehen zu haben, wollte ich dann am liebsten einen anderen Motor reinstecken.

Und was den 1600er angeht, ja, wenn der neu aufgebaut wird, dann evtl. mit ein paar ccm mehr und ausgewogenen Pleul. Aber nichts großes. Er soll auf jeden Fall Serienoptik behalten.

Die Verblechung vom 1600er schien komplett zu sein.

Re: Sinnvollstes Vorgehen - alter 1600er?

Verfasst: Mo 21. Feb 2022, 15:37
von Metal Mike
Hallo Krabbe,

Dein Vorwissen und Ausführung ist doch schonmal beruhigend.
Ich würde auch den 1300 er ölen lassen, ich tippe auf Stösselschutzrohre oder Ölkühler(wenns mehr ist).

Den 1600 er zu Brust nehmen. Gehäuse zerlegen, reinigen und mit Kurbeltrieb zum Instandsetzer, am Besten einer mit Käfer-Affinität. Ich kann bsp. Ahnendorp empfehlen, alles telefonisch abklären und gleich passende Lager dazu. Neue oder überholte Köpfe (mit neuen Ventilen) . Am Besten alles aus einer Hand, es gibt noch Orratech , Udo Becker, Engine Plus und andere gute Adressen. Werkzeuge mal bei CSP schauen, Axialspiel kann man z-b- mit der Fühlerblattlehre einstellen, dazu gibt es ein einfaches Tool. Drehmomentschlüssel( KS Tools bsp.) , Ölpumpenauszieher, KW Dichtring Einbauhilfe, Zange für Antriebsräder, Sicherungsringe, Abzieher für Kw-Räder, kann aber der Motorenbauer auch mitmachen. Frisches Spezialwerkzeug hilft ungemein und macht mehr Spass.

Zur Konstellation wäre der 87 mm Mahle Kolben/Zylindersatz für 1641ccm und
eventuell eine neue Nockenwelle mit Stösseln ratsam. Es gibt gute Nockenwellen für eine spürbare Verbesserung der Gasannahme und Leistungsausbeute, wichtig ist zu betonen Seriennah mit Originalvergaser. ggf Jürgen Nowak anrufen, er gibt viele gute Tips, auch zum Thema Verdichtung, Stössel, Federn etc.
Den Verteiler kann man auch zerlegen, reinigen und neu bestücken. Vergaser zur Überholung weggeben, Preise vergleichen. Saugrohrvorwärmung und Dichtgummis prüfen, ggf reinigen oder neu.
Kupplung neu, Schwungrad Serie, ggf Reibfläche schleifen lassen, das kann auch jeder örtliche Instandsetzer. (wg Gewicht beim Versand). Klappenthermostat weglassen oder neu. Wärmetauscher gleich HD nehmen, guter Auspuff dazu bsp. der CSP Edelstahl-Serienauspuff...

Ach ja...Mike Storek von Mainspeed ist ein guter Motorenmann im Rhein Main Gebiet.

Das macht Laune, gutes Gelingen!!

Re: Sinnvollstes Vorgehen - alter 1600er?

Verfasst: Mo 21. Feb 2022, 19:09
von Krabbe
Hallo Mike
Metal Mike hat geschrieben: Mo 21. Feb 2022, 15:37 Ich würde auch den 1300 er ölen lassen, ich tippe auf Stösselschutzrohre oder Ölkühler(wenns mehr ist).
Ja, so etwas vermute ich. Ölen lassen eher ungern. Ich hab was gegen Ölflecken auf dem Pflaster und auf dem Werkstattboden.

Danke für die ganzen anderen Tipps. :text-thankyouyellow:

Orratech macht gemäß sei er Homepage aus Kapazitätsgründen keine Auftragsarbeiten mehr.
Drehmomentenschlüssel von 8 bis 350 Nm (oder 400 Nm?) sind vorhanden, ebenso einige Abzieher und ein Schweißgerät um ggf. spezielle Abzieher zu bauen.
Ansonsten bin ich auch sehr „Werkzeugaffin“ und immer der Meinug „Haben ist besser als brauchen“. So dass im Zweifel das benötigte Spezialwerkzeug gekauft wird, solange es ins Budget passt.

Für die sinnvollen Komponenten und Arbeitsschritte bei einem Neuaufbau mache ich dann ggf. einen neuen Thread auf. Auch hierzu aber schon mal Danke für die Ansätze.

Re: Sinnvollstes Vorgehen - alter 1600er?

Verfasst: Mo 21. Feb 2022, 20:25
von Baumschubsa
Vielleicht hat Lars/Poloeins noch ein Austauschmotorgehäuse. Spart dir die Rennerei zu einem Bearbeitungsbetrieb und könnte schneller gehen.

Re: Sinnvollstes Vorgehen - alter 1600er?

Verfasst: Di 22. Feb 2022, 09:09
von Poloeins
Danke...ja hat er...aber nur noch MIT Bustraverse.

Deswegen muss das Gehäuse für den Austausch leider auch über eine solche Aufnahme verfügen.

Wenn Bedarf bestehen sollte,einfach eben ne PN schicken.

Gruss Lars

Re: Sinnvollstes Vorgehen - alter 1600er?

Verfasst: Mi 23. Feb 2022, 09:07
von Krabbe
Hallo Lars,

danke für das Angebot.
Wenn ich das nächste mal in meiner Werkstatt bin schaue ich noch mal genau nach, ob das Gehäuse die Gewinde für die Traverse hat und melde mich dann ggf. per PN.

Re: Sinnvollstes Vorgehen - alter 1600er?

Verfasst: Mi 23. Feb 2022, 10:11
von Poloeins
Die Angüsse reichen schon...Gewinde kann man ohne Weiteres nachrüsten...schreib mich einfach an.
Viel Erfolg!