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Korrosionsschutz und falsche Verwendung

Verfasst: So 14. Mär 2021, 15:39
von VeeDee
Aus gegebenem Anlass ein Bericht über unsachgemäß verwendeten Korrosionsschutz und die verheerenden Folgen.


Fahrzeug: 911L Targa, US-Version des 911S mit Stempeleinspritzpumpe.

Mittelchen: Fertan im Kraftstofftank, als temporärer Korrosionsschutz eingefüllt und "vergessen". Kann so aber auch mit anderen Mitteln passieren und ist nicht Fertan-spezifisch.


Das Fahrzeug wurde vor etwa 12 Jahren aus den USA reimportiert, verhältnismäßig guter Gesamtzustand, fahrbereit mit wenig Blecharbeit und verschlissener Technik und Innenausstattung, das Übliche also.

Der Eigentümer hatte fachmännische Unterstützung durch einen zwischenzeitlich leider verstorbenen Porsche-Schrauber mit eigener Meisterwerkstatt. Alle An- und Einbauteile, die weiterverwendet werden sollten, wurden gleich nach der Zerlegung gestrahlt und pulverbeschichtet, danach in den Hohlräumen und auf Montageflächen mit Fertan gegen Korrosion geschützt und eingelagert, darunter auch der Kraftstofftank. Alle Bauteile und die gesamte Technik von echten Fachbetrieben überarbeitet und in den Neuzustand versetzt. Zusammenbau in erfahrener Porsche-Schraubergemeinschaft.

Fahrzeug vor gut 2 Jahren fertiggestellt, WGA Zustand 1. Bei der ersten längeren Ausfahrt durch den Ostharz begann der Motor unrund zu laufen und hatte Leistungsverlust. Nach der Hotelübernachtung sprang das Fahrzeug nicht mehr an, Diagnose: Kraftstoffpumpe defekt. Per Abschlepper nach Braunschweig zum Freundlichen, Pumpe und Kraftstofffilter getauscht, Auto läuft, aber immer noch unrund.

Ab zum Boschdienst: Einspritzventile gereinigt (Ultraschall), Feinfilter in der Einspritzpumpe ersetzt, Motor läuft klar besser.

Eines Morgens im Herbst: Kraftstoffpumpe wieder defekt. Samt Filter bei Bosch ersetzt.

Nach der Winterpause 2020: Motor läuft sehr unwillig und unrund, nach wenigen Tagen die dritte Kraftstoffpumpe hin. Diesmal habe ich sie erstzt und den alten Filter aufgeschnitten: Honigartige Masse im Filter mit eigentümlichen Geruch, Tankgeber ausgebaut: Braun-gelbe Schlieren im Kraftstoff.

Wer schonmal versucht hat, 80 Liter verunreinigten Kraftstoff loszuwerden, kann sicherlich nachvollziehen warum das satte 6 Wochen gedauert hat.

Tank innen mit partiell abgelöster bernsteinfarbiger Beschichtung, also ab in die Badentlackung, neue Pulverbeschichtung außen, alle metallischen Kraftstoffleitungen mit einem speziellen Lösungsmittel gespült, Einspritzventile nochmals ins Ultraschallbad, Motor läuft, aber noch immer unrund.

Einspritzpumpe zum Instandsetzer geschickt, war komplett zu und verklebt. Alle Einspritzleitungen ersetzt. Motor läuft immer noch nicht gut.

September 2020: Auto bei mir. Kompressionstest mit verheerendem Ergebnis, kein Zylinder über 10bar, zweie nur bei 3!!!

Oktober: Auto per Spedition zu der Firma gebracht, die den Motor komplett überholt hatte. Im Februar kam das Ergebnis: Alle 6 Kolben mit Freß- und Klemmspuren, 2 Kolben mit An- bzw. Abschmelzungen am Kolbenboden, wahrscheinlich wegen Abmagerung, Freßspuren können auch durch Kraftstoffüberschuß wegen nachtropfender Einspritzventile entstanden sein.


Fazit:
Entstandene Reparaturkosten bis September 2020: ca. 8000€, Dazu jetzt die Motorinstandsetzung, Preis allein für einen Satz Schmiedekolben und Nikasil-beschichtete Aluzylinder aus deutscher Fertigung 6500€, dazu Montage und Abschleppkosten und viel Ärger und ausgefallene und teilweise im Vorab bezahlte Touren.
Fertan ist als Tankinnenbeschichtung denkbar ungeeignet, auch andere Mittel bitte nur nach genauer Anleitung verwenden. Dies bezieht sich ausdrücklich nicht auf die Fertan-Tankinnenbeschichtung Ferpox, sondern nur auf den Fertan Rostlöser.


Also, vorher schlaumachen, wofür die Mittelchen gedacht sind :character-oldtimer:

Re: Korrosionsschutz und falsche Verwendung

Verfasst: So 14. Mär 2021, 16:39
von Fuss-im-Ohr
heftig :shock:

ich bin mir allerdings auch sicher das der Rostschutz im Tank wieder entfernt worden wäre wenn der Restaurateur nicht zwischenzeitlich gestorben wäre
passiert und dient gut als Erinnerung an Transportsicherungen und sonstige vorbeugende Maßnahmen

Gruss Jürgen