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Re: Ab wann die Kurbelwelle und Schwungrad 8 Fach verstiften

Verfasst: Fr 20. Sep 2013, 14:36
von Aircooled Cruiser
Super Erklärung. Danke.

Re: Ab wann die Kurbelwelle und Schwungrad 8 Fach verstiften

Verfasst: Fr 20. Sep 2013, 22:12
von yoko
Basse hat geschrieben:
Ich würde die Fügeflächen auf den idealsten Fall bringen, alles vor Zusammenbau entfetten (und nicht wieder mit Hand drauffassen!) und dann montieren.

Sebastian
Gefällt mir auch, die Erklärung. Entfette beim Zusammenbau diese Teile ordentlich (Bremsenreiniger, Druckluft), weil ich die Hohlschraube mit Loctite einklebe, anscheinend guter Reibwert, weil ich damit noch nie Probleme hatte. Verwende nun aber immer die grössere, aus besserem Stahl, "CB"-Hohlschraube für 38er Nuß, Anzugsdrehmoment aber original mit 35oNm (alle 4-fach verstiftet).

Re: Ab wann die Kurbelwelle und Schwungrad 8 Fach verstiften

Verfasst: Sa 29. Nov 2014, 22:03
von VeeDee
Was soll das 8-Stift-Bohren?

Das Drehmoment wird über die Fläche zwischen Schwungrad und Kurbelwelle übertragen, nicht über die Stifte. Die Flächenpressung ist ein Resultat aus dem Anzugsmoment der Hohlschraube und der Größe der Reibfläche sowie deren Beschaffenheit.

Wer's nicht glaubt, sollte sich mal die Geschichte am Typ4 oder Wasserboxer ansehen. Die 5 Schwungradschrauben haben ringsherum Luft, demnach müßte dort der 3mm-Spannstift das gesamte Drehmoment übertragen :lol:

Spass beiseite: Die 8-Loch-gebohrte Version kann weniger Drehmoment übertragen als die 4-Loch-Lösung!!!! Durch die höhere Anzahl der Stifte verringert sich die Reibfläche (Haftreibung!!!, nicht die schon angeführte Gleitreibung), bei gleichem Anzugsmoment bedeutet das eine Erhöhung der Flächenpressung. Jetzt kann ich das Anzugsmoment erhöhen, bis die Schraube oder das Gewinde nachgibt, ab einer bestimmten Flächenpressung beginnt das Material dann zu fließen >>>Siehe die grausamen Guß-Schwungräder, die sich nach kurzer Betriebsdauer losschütteln.

Egal, ob ich 8 oder 4 Löcher habe, es ist technisch nicht möglich, die Kraft gleichmäßig auf alle Stifte zu verteilen. Im Neuzustand nimmt einer der Passstifte also linienförmig die gesamte Kraft auf und beginnt sich und die Bohrung zu verformen (>Lochleibung), dann der zweite, dritte usw. Dabei kippen die Stifte und aus der linienförmigen Belastung wird eine punktfömige, exakt an der Trennfuge. Folge: extreme Scherkraft!

Was die Hohlschrauben angeht:
Ich habe mehr abgerissene CroMo-Schrauben gesehen als Serienteile. Ich verwende die (deutsche) Serienschraube mit einer Tellerfeder, die im Außendurchmesser deutlich größer ist als die Serienscheibe. Diese Tellerfedern gibt es in 3 verschiedenen Materialstärken. Für Motoren bis 150Nm kommt eine 2mm-Scheibe zum Einsatz, Anzugsmoment wie Serie (350Nm), für bis zu 200Nm die 2,5er Scheibe mit 400Nm, darüber eine 3mm-Scheibe und bis zu 500Nm. Hält!

Sinn macht das sogenannte "Wedgemating", das Ändern der Verbindung von der Fläche zum Morsekonus. Damit sind theoretisch höhere Drehmomente übertragbar. Aber auch hier: Reine Flächenpressung!! Und wer bei derart geänderten Wellen mal versucht hat, das Axialspiel einzustellen...

Gegen all diese physikalischen Gesetzmäßigkeiten hilft auch kein (chinesischer) Wunderstahl!


Always Aircooled

VeeDee

Re: Ab wann die Kurbelwelle und Schwungrad 8 Fach verstiften

Verfasst: So 30. Nov 2014, 18:05
von Basse
Hallo zusammen,

das die Verbindung mit 8 Stiften weniger Drehmoment übertragen kann als die mit 4 Stiften stimmt so pauschal nicht. Durch die zusätzlichen Löcher verliert man an Fläche, ja, aber dadruch nimmt das übertragbare Drehmoment nicht ab. Die bleibende Fläche wird stärker belastet, mehr "passiert" da nicht.

Man kann das Ganze natürlich da betrachten, wo die zulässige Flächenpressung überschritten wird, dann stimmt die Aussage. Die 8 Stifte Variante kann im Extrempunkt weniger Anpresskraft ab. Aber bevor die Flächenpressung überschritten wird reißt die Schraube ab oder das Gewinde gibt nach.

Reibkraft = Normalkraft x Reibkoeffizent.

Die Fläche spielt erst bei der Belastung eine Rolle, aber nicht bei der Kraft.

Schönen Abend,

Sebastian

Re: Ab wann die Kurbelwelle und Schwungrad 8 Fach verstiften

Verfasst: So 30. Nov 2014, 18:49
von Red1600i
Man könnte das auch absurd andersrum machen... gar keine Stifte. Dann wäre die volle Fläche Reibfläche und müßte nach der Theorie optimalst halten... ;)

Richtig ist aber trotzdem: es wird bei der 8-fach Verstiftung gemurkst bis zum Kotzen... und die Grauguss Räder sind suboptimal. Nicht nur wegen dem schlechteren Material. Der Simmering mag das Zeug nicht, schon wegen der anderen Form des Rades.

Re: Ab wann die Kurbelwelle und Schwungrad 8 Fach verstiften

Verfasst: So 30. Nov 2014, 21:29
von VeeDee
Basse hat geschrieben:Hallo zusammen,

das die Verbindung mit 8 Stiften weniger Drehmoment übertragen kann als die mit 4 Stiften stimmt so pauschal nicht. Durch die zusätzlichen Löcher verliert man an Fläche, ja, aber dadruch nimmt das übertragbare Drehmoment nicht ab. Die bleibende Fläche wird stärker belastet, mehr "passiert" da nicht.

Man kann das Ganze natürlich da betrachten, wo die zulässige Flächenpressung überschritten wird, dann stimmt die Aussage. Die 8 Stifte Variante kann im Extrempunkt weniger Anpresskraft ab. Aber bevor die Flächenpressung überschritten wird reißt die Schraube ab oder das Gewinde gibt nach.

Reibkraft = Normalkraft x Reibkoeffizent.

Die Fläche spielt erst bei der Belastung eine Rolle, aber nicht bei der Kraft.

Schönen Abend,

Sebastian
Hallo Basse.

Ich wollte damit auf die aktuellen Guß-Schwungräder und -Kurbelwellen anspielen, und auch die CroMo aus asiatischer Fertigung sind da nicht ohne. Bei diesen Wellen fließt das Material manchmal schon beim Serienmoment.

Wie hieß es etwas früher in diesem Trööt: CroMo ist nicht gleich CroMo....


Always Aircooled

VeeDee

Re: Ab wann die Kurbelwelle und Schwungrad 8 Fach verstiften ?

Verfasst: Sa 13. Jan 2024, 17:45
von Bugbear
Mal noch ne Frage zu der Position der Stifte. Einer ist ja meist versetzt gesetzt. Weiß jemand um viel Grad der versetzt steht?
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