Verzinnen - Schritt für Schritt

Themen ums Werkzeug: was braucht man, was kann man selbst anfertigen und durchführen .. Erfahrungsaustausch
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schickard
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Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von schickard »

Hi,
an meinem 60er wurde einiges verzinnt und hab mal die einzelnen Schritte festgehalten:

Benötigtes Werkzeug:
Dies gibt es als Set von 'Technolit' für ca. 100e
- Handbrenner mit Piezo Zündung
- Wachsplatte
- diese Hölzer, 3 Formen

Rest:
- Verzinn Paste (Säurefrei, sonst nicht mit Papier sondern 2..3x mit nassem Lappen abwischen / neutralisieren)
- Stangenzinn
- Zinnraspel
- regulierbare Flex mit Grobreinigungsflies
- Schleifpapier

In meinem Beispiel haben wir Obernflächenbeschädigungen wie diese beseitigt:

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Dazu den Rost komplett und tief rausschleifen:

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Dann die Verzinnpaste auftragen (Foto von der Paste folgt)

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Die Paste langsam und in eine Richtung erwärmen, bis sie glänzend wird (in 15cm Abschnitten)

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und mit sauberem Papier abwischen .. schaut schon lecker aus

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Dann das Zinn über der Fläche erwärmen, dadurch bleibt die zu verzinnende Stelle warm

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und erstmal Zinn aufbringen

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Dann die Hölzer mit Bienenwachs benetzen (das Wachs heiss machen, nicht das Holz)

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Das Blech und aufgebrachte Zinn erwärmen, aufpassen das das Zinn nicht verläuft (der schwierigste Part der Geschichte)

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Und mit dem Holz grob in Form bringen

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Nach dem Groben jetzt die mittlere Stufe, hier kommt die Raspel zum Einsatz. Diese vorher gründlich sauber machen, um Kratzer durch Einschlüsse zu vermeiden

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Diese Raspel kann man verstellen - ( oder ), hier haben wir Brücke ) gewählt um den Bogen möglichst gut hinzu bekommen

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Für die feinere Bearbeitung eignet sich dann eine regulierbare Flex mit "Grobreinigungsflies" sprich Negerkeks. Hier niedrige Drehzahl und nicht bis wenig aufdrücken, die Wärme verformt das Zinn.

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Den Feinschliff dann mit Schleifpapier (mit dem Holz drinnen geht das 1A)

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Und hier das Ergebnis:

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Das ganze hat jetzt für die 25cm ca. 30min gedauert, mit Spachtel wäre man in 2min durch gewesen.. aber so hält es länger :-)
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Boncho
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von Boncho »

Ergänzung bzw. nochmal als Tip:
Darauf achten, dass auch die Fläche, auf die das Zinn aufgetragen werden soll die richtige Temperatur hat, ansonsten geht das Zinn mit dem Metall bzw. der Vorverzinnungspasste keine ordentliche Verbindung ein. Die richtigen Temperaturen sind das A und O.
Dann nurnoch ein bisschen üben, dann klappt das schon. ;)
Viel Spaß beim verzinnen... :D
Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware und nicht Open Source.

"Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein
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dougart
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von dougart »

Darf man an dieser Stelle denn auch eine Frage stellen?
Lackierbar sind die verzinnten Stellen nach entsprechender Aufbereitung ja, aber wie sieht es mit einer Pulverbeschichtung aus? "Gebacken" wird das Ganze bei etwa 200-250°C und hier würde mich interessieren, ob das Zinn einen Abgang macht, oder sich evtl. inhomogen zum Stahl ausdehnt und es dann zu einer Rissbildung kommen kann?
Erfahrungen, Tipps? Wäre sehr dankbar.
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Baumschubsa
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von Baumschubsa »

Was man noch bedenken sollte.

Der Staub von dem Zinn ist extrem giftig! Daher beim schleifen mir Maschinen sehr vorsichtig sein und immer einen guten Atemschutz tragen.
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Poloeins
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von Poloeins »

Das schleifen mit Maschine ist ganz einfach verboten beim verzinnen...

In dem Zinn ist Blei...

Ich mache es von Hand mit der Karosseriefeile und gut...
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1385ccm = 148,00PS
Es gibt nichts Gutes....ausser man tut es...SELBER!

Die Motoren der Serie 1200 sind für den Betrieb rund um die Uhr ausgelegt, unabhängig von den von Ihnen gewählten Umgebungsbedingungen.
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schickard
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von schickard »

dougart hat geschrieben:Darf man an dieser Stelle denn auch eine Frage stellen?
Lackierbar sind die verzinnten Stellen nach entsprechender Aufbereitung ja, aber wie sieht es mit einer Pulverbeschichtung aus? "Gebacken" wird das Ganze bei etwa 200-250°C und hier würde mich interessieren, ob das Zinn einen Abgang macht, oder sich evtl. inhomogen zum Stahl ausdehnt und es dann zu einer Rissbildung kommen kann?
Erfahrungen, Tipps? Wäre sehr dankbar.

Klar, Fragen sind immer willkommen!

Leider weiss ich die Antwort nicht :oops:
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Boncho
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von Boncho »

Also Zinn hat einen Schmelzpunkt von 231°C. Die Pulverbeschichtung wird bei Temperaturen zwischen 110 und 250°C eingebrannt. Da müsste man sich mal beim entsprechendem Betrieb erkundigen, wie hoch die ihren Ofen so drehen. ;)

Aber so generell:
Teile die man Pulvern lässt, verzinnt man doch in der Regel nicht. Zinn ist eine schöne Sache für die Karosserie. Da Spritzt doch niemand Pulver drauf. Zumal Pulver eine sehr dicke Beschichtung ist. Die macht das Ergebnis vom verzinnen doch schon fast wieder zu nichte.
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north-cape-scraper
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von north-cape-scraper »

... ich hake mich hier ein, da es bei mir jetzt dann auch ansteht *g* - aber erstmal: danke für die anleitung ;)

das verzinnungsset vom korrossionsschutzdepot ist auf dem weg ... und hier nun eine frage: dort ist 25% stangenzinn dabei ... bei ebay und co findet man alles mögliche bis zu 60% ... was hat welches denn nun genau für vorteile bzw. gibt es zum beispiel eines, das besser für "dickes" blech (im sinne von meinen 2mm dicken kübelstoßstangen) oder für dünnes (also normales karosserieblech) geeignet ist z.b.?
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more
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von more »

dougart hat geschrieben:Darf man an dieser Stelle denn auch eine Frage stellen?
Lackierbar sind die verzinnten Stellen nach entsprechender Aufbereitung ja, aber wie sieht es mit einer Pulverbeschichtung aus?
Wenn du böse Überraschungen vermeiden willst, dann lass es. Ein Bekannter hat seinen Panzer von einer Simson Schwalbe verzinnt und nach Absprache mit dem Pulverbeschichter ("passt schon, so heißt machen wir den Ofen dann nicht") weggegeben. Der Zinn ist an den entsprechenden Stellen dann total wellig geworden und verlaufen, gabs dann für umsonst...
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scheunenwerks
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von scheunenwerks »

ALSo eins hab ich hier anzumerken: Demjenigen dem seine Gesundheit lieb ist, NIEMALS mit Negerkeks.....

Was glaubt ihr warum es die Feile gibt. Damit nur grobe Späne abgeschliffen werden. Das Zinn was wir benutzen besteht zum großen Teil aus Blei, der wenn ihr ihn mit dem Schwingschleifer schleift und einatmet sich im Körper befindet und NICHT abgebaut wird!!!!!! DAS IST AUF DAUER KREBSERREGEND und ich meine richtig und nicht wie Grillfleisch aufm Grill ankokeln lassen.

Übrigends atemt ihr den Mist nicht nur ein sondern liegt er fein verteilt in der Ganzen Halle und wird beim Kompressorpusten wieder schön verteilt......


OBERSTES GEBOT AN DER KAROSSERIESCHULE!!!!


ALSO Grob abhobeln, den Rest soll der Lackierer machen oder einatmen!!!
Little Sweetie sagt TipTop TipiTop
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alanandi
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von alanandi »

also ich bin ja auch großer Verfechter des Verzinnens, denn eingefallene Spachtelmasse nervt einfach.

Die Prozentzahlen sagen für den Hausgebrauch eigentlich nur aus wie hoch der Schmelzpunkt ist. Das ist dann eher Geschmacksfrage bei welcher Temperatur das Zinn zu fließen anfangen soll.

Generell nicht zu heiß machen, schön pastös soll das sein, dann kann man gut mit der Buchenholzspachtel arbeiten (in Leinöl getränkt). Das zu verzinnend Blech muss gut die passende Temperatur haben.

nur auf Stoß verschweißte Bleche, oder Unebenheiten Verzinnen! Da Säurerückstände in überlappenden Blechen zurückbleiben, und das ist dann ein gewaltiger Schuss in den Wind! Daher ist die Blechstärke ja auch nahezu uninteressant.

Aber ich sage auch echt dass man das eigentlich gut sieht wann das passt, vorher halt mal ein bisschen testen!

Und Wenn ich mit der Karosseriefeile drüber bin sind die Feinheiten schnell mit einer normalen Feile und Schleifpapier geglättet. Maschinell bearbeiten ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern funktioniert auch nicht wirklich gut, da schnell viel zu viel Temperatur eingebracht wird und das schöne verzinnte wieder hinüber ist.

Es braucht etwas Übung - aber dann ist es wirklich das beste was man machen kann.
Indigo_Sven
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von Indigo_Sven »

Hallo, ich hab mal ne frage.... Wie schleift ihr mit der Karosseriefeile zb. die Ecken des Scheibenrahmens? Da kann man ja nur schleifen oder ?



ansonsten :text-coolphotos: Gute Arbeit
Gruß aus der Pfalz ;-)







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Varus
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von Varus »

Eine sehr schöne Anleitung. Prima erklärt.
Meine polyestergespachtelten (weil beim Sandstrahlen und Verzinken verzogen) Seitenteile, Türen halten seit 30 Jahren.
Quo vadis
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Cabohne
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Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von Cabohne »

Dazu habe ich auch noch ein paar Tipps:

Zum einen finde ich das 25%ige Zinn viel besser für Änfänger geeignet, als das höher konzentrierte. Der Grund ist der, dass man das Zinn ja pastös halten muss damit man es verarbeiten kann. Das 35%ige wird hier viel schneller (also bei kleineren Temperaturschwankungen) flüssig als 25%ige. Der Effekt ist dann, dass das Zeug einfach von der Karosse läuft. Gerade für Anfänger ist das 25%ige also leichter zu verarbeiten.

Wenn man senkrechte Flächen verzinnt, tropft einem gerne mal was von dem teuren Zeug auf den Boden. Mir als Laien passiert das zumindest ständig. Ich lege daher ein altes, absolut sauberes Emailbackblech unter. Darauf haftes das Zeug nicht. Man kann es also abkratzen und wieder einschmelzen. Dafür habe ich mir aus Buchenholzlatten eine Form gebaut. Die pinsel ich mit Leinöl ein, lass das einziehen, schmeiße die Brocken rein und lass die mit der Lötlampe verlaufen.

Die speziellen Spachteln (welche ja auch einiges kosten) braucht man übrigens nicht unbedingt. Ich habe mir ein paar alte Buchenholzleisten (gibt´s auch in billig im Baumarkt) genommen. Die habe ich dann zurecht geschliffen und griffe dran gespaxt. Das Bienenwachs habe ich bisher auch noch nicht gebraucht. Ich habe da eine Flasche Leinöl (3,- € aus´m Biomarkt) mit dem ich das Holzzeug tränke. Das geht einwandfrei.

Schleifen sollte man Zinn tatsächlich nicht mit schnelldrehenden Maschinen. Das Zeug ist saumäßigarschgesundheitsschädlich!!! Ich habe sowas bisher nur mit Gasmaske (nicht Staubschutz) gemacht. Da ich mit der Karosseriefeile nicht klar komme, mache ich das immer mit einem billigen Dreiecksschleifer und 40er Schleifpapier. Der ist auf der niedrigsten Stufe so lahmarschig, dass man ihn mit Druck abwürgen kann. Mit dem Teil fahre ich nur leicht über den Zinn. Dabei entsteht keine Hitze. Das wird nicht mal lauwarm! ...und ohne Hitze, keine Bleidämpfe. Dann schleife ich mit 80er Papier und dem selben Gerät nach. Danach mit 120er, 240er und 480er per Hand.
www.bugs-and-scooters.de
Ist das Kunst oder kann das weg?
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1960erRagtop
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Registriert: Mi 4. Apr 2012, 19:27

Re: Verzinnen - Schritt für Schritt

Beitrag von 1960erRagtop »

Moin ,

welche Verzinn-Paste benutz ihr? Bzw. wo kauft ihr das Zeug.

Gruß
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