Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

mottobug
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Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von mottobug »

...im Selbstversuch.

Leider stellte sich raus das das Motorgehäuse das ich vor über zwei Jahren hab bearbeiten lassen so nicht zu gebrauchen ist. Das ganze ist schon ärgerlich, alle am Gehäuse durchgeführten Bearbeitungen haben insgesamt 416€ gekostet. Optisch sah es erstmal gut aus, misst man nach kommen einem schnell Zweifel.

Lager 1, 2 und 3 sind zwischen 7 und 9 hundertstel untermaßig, irgendwie auch etwas oval:
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IMG_0812.JPG (67.91 KiB) 3776 mal betrachtet
Die Ovalität vermute ich kommt durch eine andere Vorspannung, wie spannt man die Gehäuse vor bevor man sie Spindelt?

Lager 4, das kleinere, ich hoffe die Zählweise ist richtig, hat zwischen 1 und 2 hundertstel übermaß, ich denke mal das ist i.O. Die Lagerschale von Silverline die da rein soll ist 4 hundertstel drüber.

An den anderen Bearbeitungen am Gehäuse sehe ich erstmal keine weiteren schlimmen Beschädigungen, werde aber noch mal alles gründlich Prüfen. Aufgefallen ist noch das die Bohrung für die Zylinder bei allen vier Bohrungen nen zehntel Oval ist. Welchen Zweck das erfüllt ist mir schleierhaft, für mich siehts wie ein Fehler aus. Wobei da schon ne Leistung bei einer CNC Fräsbearbeitung wäre. Das schafft jede Portalfräsmaschine aus dem Hobby Bereich besser.

In der Hoffnung das die Lagergasse gerade gespindelt wurde müsste es doch möglich sein die 7 hundertstel da rauszunehmen ohne gleich aufs zweite Übermaß Spindeln zu müssen, wobei ich dann natürlich einen neuen Lagersatz bräuchte :(

Um meinem Frust über diesen Griff ins Klo in irgendwas positives zu wandeln hab ich angefangen etwas zu basteln.

Hatte noch überreste einer alten Einstellvorrichtung die ich modifiziert habe:
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IMG_0796.JPG (124.45 KiB) 3776 mal betrachtet
Hab angefangen ein paar Ringe zu drehen:
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IMG_0802.JPG (94.92 KiB) 3776 mal betrachtet
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IMG_0807.JPG (117.96 KiB) 3776 mal betrachtet
Schlitze für nen Drehstahl:
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IMG_0808.JPG (108.6 KiB) 3776 mal betrachtet
Und so sieht die Idee zur Zeit aus:
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IMG_0809.JPG (115.23 KiB) 3776 mal betrachtet
Die Geschliffene Welle hatte ich noch für ein anderes Projekt und die Bronzebuchsen hab ich aus dem Netz.

Es fehlt noch das Material für die Lagerseite auf der Riemenscheibenseite was ich aber auch in kürze da hab. Für die Schwungscheibenseite fehlen mir auch noch zwei Kleinigkeiten.

Leider konnte ich nirgends Bilder der VW Vorrichtung zum Spindeln finden, gibts da irgendwo Bilder wie das im Original aussah? Hab bisher nur Bilder von der Porta Tool Vorrichtung gefunden.

Gruß,
Thomas
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B. Scheuert
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von B. Scheuert »

Respekt! Hut ab! Deine Vorrichtung ähnelt dem alten (Hunger) Werkzeug zur Bearbeitung der Lagergasse. Das wurde in das Gehäuse mit zwei Kugellagern eingesetzt und dann mit Hilfe einer Motorblockhalterung auf eine Drehbank gespannt. Die Kugellager zur Wellenlagerung hatten ihren Platz in der Dichtringaufnahme und hinten (Fahrtrichtung) in dem Durchgang zur Riemenscheibe. In einem Buch habe ich ein Bild davon. Ich schaue mal, ob ich es abfotografieren kann.
Ich vermute, das der Sprung auf die nächste Übergrösse der beste Weg ist, aber als Test kannst Du ja versuchen was passiert, wenn Du mit den jetzigen Maß noch einmal nachbearbeitest. Aber da brauchst Du ja keine Tipps, so wie es aussieht :handgestures-thumbupright:
Bezüglich der Passungen habe ich mal gehört, dass da mit etwas Vorspannung gearbeitet wird. Aber das war nur im 1/100 Bereich. Allerdings weiß ich nicht mehr wo ich es aufgeschnappt habe. Ich habe es mir nicht gemerkt, weil ich einen zuverlässigen Bearbeiter für solche Arbeiten habe :up:
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Nikon-User
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von Nikon-User »

Wenn ich nicht irre.. Gehäusehälften mit dem Anzugsdrehmoment...wie auch beim Zusammenbau....

Dann "spindeln"... und alles ist "gut"...

Habe es noch nie selber gemacht - nur zugeschaut...
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Bullino
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von Bullino »

Es gibt auch einen Anbieter der mit einem erhöhten anzugsmoment Spindelt.
Man muss danach das Gehäuse mit diesem erhöhtem moment Verschrauben.
Weiß jmd ob und welchen Vorteil das hat?
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Poloeins
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von Poloeins »

Es gibt nix Gutes ausser man tut es...SELBER...:D

Wie willst du das mit dem Vorschub machen???
Gruss Lars
1192ccm = 100,64PS
1385ccm = 148,00PS
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germanlook213
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von germanlook213 »

Hallo
Mit diesem Werkzeug wirst du die alte Bohrung nicht genau mittig treffen. Du musst entweder mit diesem Werkzeug auf das nächste Übermaß spindeln oder Lagergasse mit Honahle honen. Voraussetzung es wurde gerade gebohrt. Wichtig! Immer erst die Lagerschalen messen und dann spindeln. Standardmäßig wurden die Bohrungen auf Toleranzfeld H6 gebohrt.
Fa.Hunger hatte nur Sätze mit Reibahlen.
Gruß Volker
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Red1600i
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von Red1600i »

Bullino hat geschrieben:Es gibt auch einen Anbieter der mit einem erhöhten anzugsmoment Spindelt.
Man muss danach das Gehäuse mit diesem erhöhtem moment Verschrauben.
Weiß jmd ob und welchen Vorteil das hat?
Ja, es hat für Sportmotoren Vorteile ein höheres Anzugsmoment zu haben. Dann muss es aber auch eine höherwertige Schraube sein und auch die Bearbeitung muß mit diesem erhöhtem Drehmoment passieren, es geht ins Maß und somit in die spanende Bearbeitung mit ein.

Ob das beim Typ1 haarklein auch genau so ist, kann ich dir nicht garantieren. Das müßten jetzt die VW Motorenbauer beantworten...

Aber bei einem M10B20 Rennmotor von BMW habe ich das genau so machen lassen... und der leistet jenseits 250PS...

... aufgrund der hohen Vorspannung auf Druck würde dieser Lagerstuhl auf Zug und Verformung stabiler reagieren und Lagerschäden würden seltener passieren.

Bild
mottobug
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von mottobug »

Inzwischen habe ich mich mit der vorderen Lagerung befasst, ausgehend von ein bischen Flachmaterial und einem stück Rohr:
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IMG_0815.JPG (108.98 KiB) 3242 mal betrachtet
Hab ich dann zusammen gebruzzelt:
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IMG_0817.JPG (107.14 KiB) 3242 mal betrachtet
IMG_0818.JPG
IMG_0818.JPG (111.14 KiB) 3242 mal betrachtet
War natürlich krumm von Schweissen, also ab auf die Flachschleife:
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IMG_0833.JPG (102.11 KiB) 3242 mal betrachtet
Und so siehts zur Zeit mal zusammengesteckt aus.
IMG_0841.JPG
IMG_0841.JPG (112.11 KiB) 3242 mal betrachtet
Als nächstes kommt die Lagerung der Schwungscheibe und ein Versuch eines einfachen Vorschubs. Hatte als noch überlegt ob ich das mit ner Horizontalfräsmaschine (Tisch in Y zu klein, könnte man was machen ist aber aufwändig) ner Magnetbohrmaschine (hab ich nicht) oder der Drehmaschine (Supporthöhe nicht ausreichend) mache, quasi dort die Stange mit einem Kardangelenk antreibe... am universellsten wäre aber einfach ein Antrieb mit dem Akkuschrauber und Vorschub mit untersetzten Getriebe oder einfach per Gewinde per Hand.

Gehäuse spanne ich dann also mit dem Anzugsmomenten aus dem VW Handbuch vor (wie beim endgültigen zusammenbau auch).

Gruß,
Thomas
zwergnase

Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von zwergnase »

Lohnt denn der Aufwand für ein einzelnes Gehäuse, oder hast du vor, das öfters zu machen?

Gruß
Martin
Typ15
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von Typ15 »

Ich könnte mir vorstellen, dass er sich nicht mehr auf andere verlassen will, was ich auch nachvollziehen kann.

Viel Glück
Typ15
Gruß
Typ15
mottobug
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von mottobug »

Lohnen tut sich das eigentlich nicht, jedenfalls nicht für ein Motor. Ich hatte ja auch eigentlich vor das bei einem guten Motorenbauer machen zu lassen statt mich selbst damit zu befassen.

Perspektivisch möchte ich drei Motorengehäuse Spindeln. Das rechtfertigt zumindest ein bisschen den Aufwand. Den Rest verbuche ich unter Hobby. Wenn ich mit dem Motoren durch bin wird sich schon eine Verwendung für das Geraffel finden :-)

Gruß,
Thomas
zwergnase

Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von zwergnase »

Gute Einstellung :up:

Bitte weiter berichten!

Gruß
Martin
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B. Scheuert
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von B. Scheuert »

Ich habe es mal abfotografiert.
Vergaser1 (4).JPG
Vergaser1 (4).JPG (114.68 KiB) 2839 mal betrachtet
Vergaser1 (5).JPG
Vergaser1 (5).JPG (123.59 KiB) 2839 mal betrachtet
Es sieht so aus, als ob die Welle in Kugellagern montiert ist, die im Gehäuse festgespannt werden. Der gesamte Block ist in einer Aufnahme, die auf dem Drehbankschliten aufgebaut ist. Damit wird dann auch der Vorschub gemacht. Ansonsten ähnelt es schon sehr Deiner Konstruktion. Das Hungerwerkzeug ist ähnlich, allerdings wird da nicht gedreht, sondern mit Reibahlen aufgerieben. Der Antrieb erfolgt dann per Hand mit einem Wendeisen.
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Hermi
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Re: Wie repariert man eine falsch gebohrte Lagergasse...

Beitrag von Hermi »

Ich bin mal gespannt, ob nach Voreinstellung der Zerspanungswerkzeuge auch die gewünschten Maße rauskommen.
Wird dann trocken gespindelt oder nass?
Gruß
Hermi

was des Meisters Hand nicht ziert, wird mit Sikaflex verschmiert....
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